Facebook gelöscht

Vielleicht hat es der ein oder andere schon gemerkt: Der Fahrradladen in Teltow ist nicht mehr auf Facebook zu finden. 2014, als ich den Laden übernommen habe, hatte ich die Facebook-Seite aus reinem Opportunismus eingerichtet, weil es in dem Moment die einfachste und schnellste Möglichkeit war, ein wenig Internetpräsenz herzustellen.

Mich hat ziemlich schnell genervt, dass ich von Facebook immer wieder Nachrichten bekommen habe, wie „Kennst du Quentin Fürchtegott?“. Später ging es dann mit sowas wie „Du hast 1000 neue Benachrichtungen“ weiter. Diese Benachrichtigungen waren i.d.R. dann: „Es kann sein, dass du Quentin Fürchtegott oder Elfrun Rodelind kennst…“ Erschreckend war allerdings, wie viele der erwähnten Personen ich tatsächlich kenne.

Auch wenn mich das schon seit Jahren genervt hat, war ich doch zu bequem, die letzte Konsequenz zu ziehen, und meine Facebook-Seite zu löschen. Nun brach aber, wenn man manchen überstürzten Aktivitäten glauben möchte, „völlig unerwartet“ eine neue Bedrohung über das Internet herein: die EU-Datenschutz-Grundverordnung. Im Zuge dessen musste man bei Facebook nach dem Login ein paar Sachen abnicken, um es weiter nutzen zu können.

Zuerst hätte man „Werbeanzeigen auf Basis von Partnerdaten“ zustimmen können. Ich habe mir alles dazu durchgelesen und entschieden, dass da schon so viel drin stand, was ich nicht möchte, dass ich dem nicht zustimmen möchte. War auch einfach möglich, aber das Design war schon so aufgebaut, als wenn man dazu verleitet werden sollte, auf „zustimmen“ zu klicken/drücken.

Was dann kam, fand ich ziemlich gruselig: „Aktiviere Gesichtserkennung…“ Facebook führt dann ein paar Beispiele auf, wie man Gesichtserkennung positiv nutzen kann. Man wird sogar mit Nutzer-Nachteilen (sinngemäß: „Blinden können wir dann leider nicht sagen, wenn du auf einem Bild zu sehen bist“) konfrontiert und es wird sogar indirekt gedroht: „Wenn du die Gesichtserkennung deaktiviert lässt, können wir diese Technologie nicht nutzen, wenn ein Fremder dein Foto verwendet und sich damit für dich ausgibt.“

(Man stelle sich mal vor, ein nicht so vertrauenswürdiges Unternehmen hätte Zugang zu Überwachungs-/Spionagetechnologie, wozu ich Gesichtserkennung zählen würde, und gleichzeitig Zugang zu riesigen Mengen möglicherweise kompromittierenden Bildmaterials. Nur mal so rein hypothetisch.)

Was ich bis dahin schon echt unangenehm fand: Das Design der Dialogboxen war immer darauf ausgerichtet, dass man intuitiv dem Wunsch von Facebook folgen würde, i.d.R. mit einem optisch hervorgehobenen „Zustimmen und fortfahren“ versus Textlink in der Art „Einstellung verwalten“, aber ohne den Hinweis, dass man dann auch noch hätte fortfahren können. Wenn man sich aber alles genau durchliest und sich noch ein paar Gedanken dazu macht, könnte man auch auf den Gedanken kommen, dass man vielleicht keine Gesichtserkennung oder Werbepartnerdatenverarbeitung oder so haben möchte. Das widerspricht aber vermutlich dem facebookschen Geschäftsmodell.

Ich hätte mir dann noch die Nutzungsbedingungen, Datenrichtlinie und Cookie-Richtlinie durchlesen können. Aber das war mir zu viel Text. Daraus, dass Facebook mich vorher schon immer zu Sachen drängen wollte, die ich gar nicht wollte, schließe ich mal, dass da noch viel mehr drin steht, was ich nicht möchte. Also habe ich dann mal meine Facebook-Seite und meinen Facebook-Account gelöscht.

Weiterführende Informationen zu Kritikpunkten u.a. an Facebook gibt es bei Digitalcourage.


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